sig by Unknown

sig by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


11

Ich höre mich murmeln:

„Beim letzten Mal bin ich inmitten von Wohlgerüchen aufgewacht. Heute nicht. Es stinkt. Man hat mich in einen Mülleimer gesteckt.“

Eine gutturale Stimme stößt mit fürchterlichem Akzent höhnisch hervor:

„Mülleimer, ja. Nix hierbleiben, Kamerad. Zimmer. Schlafenzimmer. Schnaps, he?“

Krächzendes Gelächter, mit Echo.

„Gut Schnaps. Viele Schnaps. Schlafenzimmer.“

Ich öffne die Augen. Geht besser, als ich dachte. Mein Gegner von eben kennt wohl Tricks, mit denen man sein Opfer außer Gefecht setzt, ohne ihm zuviel Schaden zuzufügen. Tausend Dank, Oberst, für die schonende Behandlung! Ich richte mich auf, finde Halt an einer schmierigen Mauer. Mein Fuß stößt gegen einen Metalleimer, ein Deckel fällt scheppernd zu Boden. Ehrenwort, würde mich frisch wie eine Rose fühlen, wenn dieser durchdringende Gestank nicht wär.

„Nix krank“, sagt die Stimme.

Ich seh in ihre Richtung. Der Schein einer Stablampe fällt auf das schmierige Pflaster. Ich erkenne den Schatten des alten Mannes, der die Lampe hält. Ein überquellender Abfalleimer steht neben seinen Füßen, die in Pantoffeln stecken. Neben mir sind die großen Mülltonnen aufgereiht, in die er gleich seinen Abfall schütten will.

Ich stoße ein schwachsinniges Lachen aus.

„Ich bin eingeschlafen“, erkläre ich. „Heia, heia.“

„Nix schlimm.“

Sehr verständnisvoll, der Alte. Frage mich, ob er meinen Revolver gefunden hat. Bestimmt nicht. Sonst wär er weniger umgänglich. Die Waffe muß sicher noch irgendwo rumliegen. Ich erkläre dem Mann, daß ich etwas verloren habe. Er gibt mir seine Lampe. Nestor Burma, Nachforschungen aller Art. Nix. Fehlanzeige. Ich geb ihm die Lampe zurück, setz mir den Hut auf, um den Alten damit zu grüßen, und verschwinde.

Am Ausgang zur Rue des Ecouffes klopfe ich mich ab, um mich von dem Dreck zu befreien. Mein Aufenthalt zwischen den Abfalleimern hat seine Spuren hinterlassen. Plötzlich fühl ich einen schweren Gegenstand in meiner Tasche. Der Revolver! Der Kerl hat ihn doch tatsächlich aufgehoben und mir zurückgegeben. Vielen Dank, Oberst. Solche Manieren bin ich gar nicht gewohnt. Noch so’n komischer Kauz.

Um mich wieder aufzurappeln, geh ich in ein Bistro auf der Rue de Rivoli. Bei der Gelegenheit untersuche ich den Inhalt meiner Brieftasche. Kein Schein fehlt, aber meine Papiere sind in Unordnung. Schlußfolgerung: ich bin durchwühlt worden. Jetzt weiß die Wühlmaus, wer ich bin, Name und Adresse. Zweite Schlußfolgerung: ich muß in den nächsten Tagen auf mehr oder weniger freundschaftlichen Besuch gefaßt sein, bei mir zu Hause oder im Büro.



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